Weder klein noch sympathisch

218px-KolkataRickshaw

Taxi? Very cheap! („KolkataRickshaw“ von Arne Hückelheim, über Wikimedia Commons)

Deutschland hat es gerade wieder schwer. Östlich von Hameln sammelt die gut getarnte Filiale einer bekannten Schweizer Spiesserpartei Wähler engros und besetzt mit den falschen Absichten die richtigen Themen. Westlich von Hameln betätigen sich kostümierte Ratten als Menschenfänger, und bundesweit muss man nun feststellen, dass Geiz nicht immer geil und Start-ups nicht immer lustig sind. Das ist eine harte Lektion für ein Volk, das hippe Jungunternehmen stets mit Internet und Internet immer mit gratis oder mindestens billig gleichsetzt.

Angestossen hat den Lernprozess Uber, diese Pseudotaxizentrale aus dem sonnigen Kalifornien. Sie gehört zu den Klitschen, die fröhlich „Nutzen ist besser als besitzen!“ singen und sich damit eine rasch wachsende Gemeinde auf den einschlägigen sozialen Rummelplätzen geschaffen haben. Sie hat sich der Share-Ökonomie verschrieben, was nach öko klingt und gerade ungemein zieht. Ihr Produkt ist eine App, über die sich Privatwagen bestellen lassen, die einen um rund ein Drittel billiger von hier nach dort karren als ein Taxi.

Sowas gefällt natürlich Schnäppchenjägern genauso wie Schwarzarbeitern und Steueroptimierern. Nur die Taxifahrer fingen an zu nörgeln. „Warum brauchen die keine Genehmigung und wir schon? Wieso dürfen die ohne Taxiprüfung? Wie sieht es mit Gesundheitschecks aus, mit Fahrzeugkontrollen? Versicherungen?“ Da haben sie allerdings recht, all das soll ja dem Wohl des Passagiers dienen, ist aber nicht gratis zu haben. So sah es dann auch das Landgericht Frankfurt. Es verbot Uber bis auf Weiteres die Vermittlung von Fahrten, und zwar bundesweit. Die Taxeler nahmen das Urteil dankend entgegen. Uber hingegen liess umgehend ausrichten, man scheisse auf den deutschen Rechtsstaat und werde „seine Tätigkeit in ganz Deutschland fortführen. Der Fortschritt lässt sich nicht ausbremsen.“

Und warum meint sich ein Start-up so etwas leisten zu können? Weil es eben weder klein noch sympathisch ist und dazu noch ein paar finstere Mächte samt zugehörigen Milliarden im Rücken hat. Dabei sind etwa Goldmann Sachs, Jeff Bezos (Amazon) und – Sie erraten es nicht! – mein immerwährender Liebling Google natürlich. Den Freunden von Verschwörungstheorien sei hier auch noch verraten, dass Uber ein Liebling der amerikanischen Tea Party ist. Grover Norquist, eines ihrer übelsten Mitglieder, soll letzthin gesagt haben: „Heute gibt es zwei politische Bewegungen in Amerika. Die eine steht auf der Seite von Uber, die andere auf der Seite der Steuerbehörden. Entscheide dich.“

Also, Deutschland, so schwer kann diese Entscheidung ja nicht sein, nicht wahr?