Ich kam also letzthin in meinem fortgeschrittenen Alter auf die – laut meiner Liebsten – Schnapsidee, ein Motorrad zu kaufen. Nun ist es ja nicht so, dass ich mich zu diesen Spätberufenen zählen würde, die sich irgendwo jenseits der 50-er-Grenze beweisen müssen, dass sie noch immer vollwertige Macker sind. Sie wissen schon: Das sind die, die dann anfangen Marathons zu rennen, ihre Gattinen gegen 25-jährige Blondinen eintauschen oder sich, eben, schwergewichtige Maschinen samt martialischem Outfit zulegen. Nö, ich bin bloss einer, der seinen letzten Töff vor 20 Jahren verkauft und letzthin den Fehler gemacht hat, in den Ferien einen Roller zu mieten.
Ich suche also einen seriösen Händler auf, frage ihn, ob er etwas Kleines, Gemütliches zu vermieten hätte. Ich wolle bloss herauszufinden, wie sich das anfühlt nach so langer Zeit. Der gute Mann nickt, guckt nach und sagt, er hätte da noch eine 800-er, die sei genau das Richtige für mich. Ich schlucke leer, denn die grösste Maschine, die ich seinerzeit gefahren bin, war eine 250-er-Zweitakt. Die hatte 30 PS, wog 160 kg und galt immerhin als recht flott. Jetzt will mir der eine Maschine mit 85 PS und knapp über 200 kg anvertrauen?
Das sei doch überhaupt kein Problem. Mittlerweile gelte so etwas als Einsteigermaschine und überhaupt, die heutige Technik unterstütze den Fahrer doch in allen Lebenslagen. ABS lasse ihn sorglos bremsen, selbst in Kurven und auf Schotter. ASC sorge dafür, dass das Hinterrad auf glatter Strasse nicht durchdreht. ESA stimme Federn und Dämpfung aufs Gelände ab. ESC passe ganz allgemein auf, dass da ja nix ins Schlingern gerät. Drive by Wire lasse den Motor mitdenken und das sei bei weitem noch nicht alles.
„Aha!“, denke ich mir, „Motorräder sind also inzwischen auch zu rollenden Assistenzcomputern mutiert, die jeder Dödel fahren kann.“ Ich miete das Teil trotzdem, und wissen Sie was? Es stimmt.