Seit den 1990er-Jahren laboriert die Industrie nun an ergonomischen Tastaturen herum. Entgegen meinen Erwartungen sind diese bedauernswert hässlichen und teuren Accessoires noch nicht ausgestorben. Hübscher sind sie zwar nicht geworden, aber billiger – Zeit also für einen Selbstversuch.
Mein Onlinehändler des Vertrauens führt unter 220 Tastaturen immerhin 15 ergonomische. Ich entscheide mich für ein Mittelklassemodell, das kostet knapp 60 Franken. Zwei Tage später liegt sie auf meinem Tisch und macht sich mit ihren rund 50 mal 26 cm dort ziemlich selbstbewusst breit.
Die ersten Tage wäre ich froh gewesen, ein Einzelbüro zu haben. Ich fluche viel, treffe T statt R und Z statt U. Ich suche oft und verzweifelt nach der Lösch- und Feststelltaste. Es ist mir peinlich, wenn man mich beim Schreiben sieht. Und überhaupt, meine Haltung – ich sitze da, gorillagleich, mit weit abgespreizten Unterarmen, und rede ständig auf meine linkischen Finger ein, als seien sie ungezogene Haustiere.
Nach zwei Wochen schreibe ich auf der Neuen fast so schnell wie auf der Alten. Nach drei Wochen beginne ich zu ahnen, wie bequem mein Stuhl wäre, wenn ich richtig drin sässe. Nach vier Wochen bin ich mir immer noch nicht sicher, ob ich nun zu der kosmischen Flunder stehen soll. Ich bin auch nicht mehr nennenswert schneller geworden, dafür scheint mir, das Schnöden aus meinem näheren Arbeitsumfeld habe etwas nachgelassen.
Erkenntnis 1: Ergonomisch schreibt’s sich zwar nicht schneller, aber entspannter. Erkenntnis 2: Gut für die Haltung, schlecht fürs Gehör – gesunde Tastaturen sollen scheint’s ein akustisches Feedback geben. Letzteres erledigt meine durch herzhaftes Klackern. Erkenntnis 3: Mit ergonomischen Tastaturen ist es wie mit Gesundheitsschuhen: Man fühlt sich zwar besser, schämt sich aber dauernd.