Einkauf mit Hindernissen

Es ist Abend und die Warteschlange vor den vier Self-Checkout-Automaten im Coop ist lang. Als ich an der Reihe bin, gehe ich zum leeren Checkout, um meine Einkäufe einzuscannen. Doch da sehe ich, dass dort eine Flasche Eistee liegt, zusammen mit einer Packung Kaugummis. Der Bildschirm meldet, dass noch 40 Rappen fehlen, um den Einkauf abzuschliessen.

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Ich versuche den verlorenen Käufer ausfindig zu machen. Da kommt er schon um die Ecke: ein Junge, etwa sieben Jahre alt. Ihm fehlen nicht 40, sondern nur 5 Rappen, denn 35 Rappen hält er in seiner Hand. Bis ich das aber verstehe, vergeht eine Weile. Schliesslich zahle ich ihm den fehlenden Betrag und er bedankt sich überschwänglich und geht. An der Kasse hätte man ihm die 5 Rappen wahrscheinlich durchgehen lassen. Oder einer der Kunden hätte sie ihm gezahlt. Aber ein Checkout-Automat versteht da keinen Spass.

Die Warteschlange ist inzwischen um einiges länger geworden.

Zwei von vier stehen still

Nach etwa fünf Minuten fällt mir auf, dass der Checkout-Automat rechts neben mir frei ist. Eine Frau steht zuvorderst in der Warteschlange und starrt gedankenverloren ins Leere. Ich winke ihr zu, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie eigentlich an der Reihe wäre. Doch sie schüttelt nur den Kopf und erklärt, der Checkout-Automat funktioniere nicht.

Ich beuge mich zum Bildschirm des Automaten hinüber. Dort steht „Papierrolle leer“. Die gedankenverlorene Frau macht mich darauf aufmerksam, dass ein zweiter Checkout-Automat hinter mir ebenfalls eine Fehlermeldung anzeigt und nicht mehr funktioniert. „Ich habe schon nach Hilfe gerufen, aber niemand kommt“, meint sie schulterzuckend.

Zwei von vier Checkout-Automaten sind also ausser Betrieb. Etwa zehn Menschen stehen stoisch in der Warteschlange und niemand regt sich.

Ich erkläre der nächstbesten Kassiererin die Situation. Welcher der vier Automaten denn kaputt sei, will sie wissen. Ich verstehe nicht, wieso das relevant sein soll und mache eine vage Handbewegung zur Seite: „Na, die beiden dort drüben halt“, antworte ich, inzwischen leicht genervt.

Sie bittet eine Kollegin um Hilfe und ich fahre fort, meine Einkäufe zu scannen.

Keine zweite Runde mehr

Als ich meine drei Avocados einpacken will, merke ich, dass eine davon faul ist. Neben mir steht inzwischen eine Coop-Mitarbeiterin und wechselt die Papierrolle. Ich mache sie auf mein Avocado-Problem aufmerksam und frage sie höflich, ob ich ihr die faule Avocado geben könne und mir stattdessen nach dem Zahlvorgang im Früchteregal eine neue holen könne. Sie schüttelt den Kopf und erklärt mir, ich solle die Avocado einfach löschen, mir dann eine neue holen und erneut anstehen, um diese zu zahlen. Wie zur Bestätigung löscht sie mir ungefragt die dritte Avocado auf meinem Bildschirm.

Da reisst mir der Geduldsfaden. „Hören Sie, ich zahle jetzt drei Avocados, packe zwei davon ein und hole mir nachher eine dritte. Ich stehe hier nicht noch einmal an. Und diese hier nehmen Sie bitte mit.“ Ich drücke ihr die faule Avocado in die Hand, sie starrt mich wortlos an und sagt nichts mehr. Vermutlich fragt sie sich, was mit mir los ist. Sie weiss nicht, dass ich seit einer gefühlten halben Stunde an diesem Checkout stehe und versuche, meinen Einkauf zu Ende zu bringen.

Als ich endlich zahlen könnte, erscheint eine Meldung auf meinem Bildschirm: „Altersüberprüfung“. Ich stöhne innerlich auf. Ich habe zwei Flaschen Bier gekauft. Natürlich. Glücklicherweise steht die Verkäuferin immer noch neben mir und bringt die Sache wortlos in Ordnung. Sie vermeidet es, mich dabei anzusehen und ich fühle mich schlecht, weil ich sie vorhin so angefahren habe.

Endlich kann ich zahlen, packe meine Einkaufstüten und gehe zurück zum Früchteregal. Dort hole ich mir die schönste Avocado, die ich finden kann. Als ich zum Ausgang laufe, erwarte ich halbwegs, dass mich ein Mitarbeiter stoppt und mich fragt, ob ich die Avocado nicht zahlen will. Aber niemand beachtet mich und ich verlasse den Laden.

Bis zu diesem Tag habe ich Self-Checkout-Automaten gemocht.