Die Schweizer Suchmaschine Swisscows braucht Geld. Denn anders als Google finanziert sie sich nicht mit Nutzerdaten und personalisierter Werbung, sondern verspricht eine anonyme Suche. Weder IP-Adressen noch Suchbegriffe der Nutzer würden gespeichert, zudem würden die Nutzer nicht getrackt, heisst es auf der firmeneigenen Website.

„Gemeinsam für mehr Datenschutz und ein sicheres Internet: Es klingt schon fast unrealistisch, aber wir glauben daran und folgen dieser Vision.“ (Bild: Screenshot von swisscows.ch)
Im Rahmen einer Spendenaktion sind bisher erst 170’000 der erforderlichen 500’00 Franken zusammengekommen. Andreas Wiebe, CEO von Hulbee, dem Unternehmen, das hinter Swisscows steht, lässt sich davon nicht beirren: Der Spendenaufruf verlaufe positiv, zwar nicht wie bei Wikipedia oder Mozilla, „aber wir sind zufrieden“. Allerdings wird er mit dem Erlös nicht alle Kosten für Technik, Infrastruktur und Entwicklung decken können, wie er sagt.
Immerhin erhält er nach eigenen Aussagen „Tausende Briefe von Nutzern, die sich bei uns bedanken und uns weiterhin Ausdauer und Glück wünschen.“ Sie wüssten, dass man eine Suchmaschine „nicht aus purem Eifer am Leben erhalten kann“.
Lösung für Unternehmen
Neben Einnahmen aus Spenden finanziert sich Swisscows unter anderem mit einer semantischen Suchlösung für Unternehmen, mit der man unstrukturierte Daten finden kann. Beispielsweise Office-Dateien, die unter Umständen neu erstellt werden müssten, weil man sie nicht mehr findet. Die Lösung namens „Hulbee Entreprise Search“ besteht entweder aus der Suchsoftware allein oder einem Paket bestehend aus Software- und Hardware (Server). Google hatte ein ähnliches Produkt, Google Search Appliance, im Februar dieses Jahres nach 14 Jahren Laufzeit beerdigt. Bleibt also zu hoffen, dass Swisscows mit der eigenen Lösung erfolgreicher sein wird.
Natürlich können Unternehmen bei Swisscows auch Werbung schalten, müssen aber akzeptieren, dass die Suchmaschine nicht die gleiche Reichweite bietet wie Google und keine auf den Nutzer zugeschnittene Werbung möglich ist.
Umkämpfter Markt
Die Zeit wird zeigen, ob sich Wiebes Unternehmen am Markt behaupten kann. Derzeit verarbeitet Swisscows 17 Millionen Suchanfragen pro Monat. Das klingt nicht schlecht. Nur: Google verarbeitet 3,5 Milliarden Suchanfragen pro Tag. Auch sind die Suchergebnisse von Swisscows nicht so gut wie bei Google. Das liegt allerdings auch daran, dass Swisscows erst seit 2,5 Jahren existiert und noch am eigenen Index arbeitet. Ursprünglich setzte das Unternehmen überall den Index von Bing ein, inzwischen kommt dieser laut Wiebe nur noch in den USA und anderen weit entfernten Ländern zum Einsatz.
Letztlich ist Wiebe darauf angewiesen, dass Menschen sein Unternehmen unterstützen, weil sie dessen Konzept gut finden und mithelfen wollen, eine Alternative zum Datensammler Google zu entwickeln. Wer so etwas durchziehen will, braucht eine gehörige Portion Idealismus. Wiebe scheint diese zu haben: Er hofft, Swisscows zur „datensichersten Suchmaschine der Welt“ aufzubauen und es in den nächsten fünf Jahren auf den dritten Platz hinter Google und Bing zu schaffen. Zudem will Wiebe seine Suchmaschine in eine Stiftung integrieren. Auch dafür braucht er Menschen, die bereit sind, in seine Geschäftsidee zu investieren.
Weiter will er künftig eine sichere E-Mail- und Messaginglösung anbieten und sich vermehrt im Bildungssektor und in Schulen engagieren. Schon heute bietet Swisscows einen Ratgeber für digitale Medienerziehung an. Dazu passt auch, dass pornographische und gewaltorientierte Inhalte gesperrt werden, um Kinder zu schützen. Damit kann sich die Suchmaschine „familienfreundlich“ nennen. Dies erhöht vermutlich ihren Sympathiebonus und somit ihre Lebenschancen.