Daten teilen

Es ist gar noch nicht so lange her, dass den Begriff „Open Government Data“ nur ein paar Visionäre benutzten. Manch einer lachte sie wohl damals aus, nannte sie verrückt und dachte, sie würden bald wieder von der Bildfläche verschwinden. Die Visionäre aber liessen sich nicht beirren. Sie gründeten den Verein opendata.ch, organisierten regelmässig Hackathons und Open Data Hackdays und klopften an unzählige Türen, in der Hoffnung, dass diese sich öffnen würden. Denn sie träumten von einem Land, dessen Regierung (nicht sensible) Daten zur Verfügung stellt, damit die Bevölkerung diese für sich nutzen kann.

Quelle: flickr.com // velkr0 // CC BY 2.0

Quelle: flickr.com // velkr0 // CC BY 2.0

Inzwischen ist Open Government Data vermutlich das, was man „salonfähig“ nennen könnte: Das Behördenportal opendata.swiss ist kürzlich neben fünf anderen Gewinnern mit dem CH Open Source Award 2016 ausgezeichnet worden. Es ist aus der Open-Government-Data-Strategie Schweiz 2014-2018 des Bundes entstanden. Bisher stehen auf opendata.swiss neun Anwendungen zur Verfügung: unter anderem das Meteodaten-Portal windundwetter.ch für Segel- und Naturfreunde oder der „Dichtestressomat, der zeigt, was Dichtestress wirklich bedeutet. Diese Anwendungen sind aber nur ein Bruchteil dessen, was in den letzten Jahren auf der Basis von offenen Behördendaten an Applikationen und Visualisierungen entwickelt wurde.

Das Prinzip hinter Open Government Data ist einfach: Teilen statt nur im eigenen Gärtli denken. Indem man andere einlädt, bisher unter Verschluss gehaltene Daten zu nutzen, können neue Anwendungen entstehen. So entwickelte das Zürcher Softwareunternehmen Ubique beispielsweise auf Basis der Rohdaten des Bundesamtes für Verkehr (fahrplanfelder.ch) die Fahrplan-App Viadi und den dazugehörigen Online-Fahrplan vbot.ch. Als Viadi auf den Markt kam, schlug sie die damalige SBB-App in der Schnelligkeit der Fahrplanabfrage um Längen. Dafür bietet sie im Gegensatz zur SBB-App keine In-App-Ticketkäufe und keine Verspätungsmeldungen.

Statt sich zu bekämpfen, haben die beiden Unternehmen ihre Kräfte gebündelt und die neue Version der SBB-App, die ab heute für iOS und Android erhältlich ist, zusammen entwickelt. User konnten die Preview-Version der App zudem über Monate hinweg testen und Verbesserungsvorschläge anbringen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die App „SBB Mobile“ kommt um einiges sexier und benutzerfreundlicher daher als ihre Vorgängerversion. Teilen lohnt sich manchmal eben schon.