Google, der Filterblasen-Lieferant unseres Vertrauens, hat sich letzte Woche entschieden, in der U.S.-Version seines News-Services eine weitere „Info“-Rubrik einzufügen: Fact Check. Wenn eine News zu einem bestimmten Thema auftaucht, wird (sofern vorhanden) auch ein Artikel hinzugefügt, der die in der News beschriebenen Fakten überprüft.

Fact Check: Das Einfallstor in die neue Wahrheit. Nur eine Rubrik von vielen. Das kann sich aber auch jederzeit ändern.
Die Qualität wird von Google beurteilt
Welche Texte als Fakten-Checker-Texte taugen, entscheidet Google anhand des Inhalts und anhand von Kennzeichnungen im Quelltext der Seite. Google nennt als gutes Beispiel das International Fact-Checking Network. Gemäss NZZ behält sich Google auch das Recht vor, Inhalte von Websites in News und der Suche herabzustufen, wenn missbräuchlich behauptet wird, auf Fact Checking zu setzen. Dies wird aber im Blogpost von Richard Gingras, Head von Google News, nicht erwähnt.
Mit Faktenkontrolle gegen den Beelzebub-Kandidaten im Wahlkampf
Fact Checking ist das Hysterie-Wort des Jahres in den USA. Ausgelöst durch die zahlreichen falschen und bis zur Unkenntlichkeit übertriebenen Behauptungen im U.S.-amerikanischen Wahlkampf schreien die Demokraten danach, um Donald Trump den Saft abzudrehen. Und die Medienhäuser versuchen damit wieder zu kitten, dass sie Donald Trump so viel Sendezeit gegeben und zu diesem Schlamassel beigetragen haben.
Wieder mal eine technische Lösung für ein gesellschaftliches Problem
Nun ging Google, noch vor den Wahlen, noch einen Schritt weiter. Was wie eine hilfreiche Funktion im Dickicht des Internet-Dschungels klingt, stellt eher eine potenzielle Gefahr für die Demokratie dar. Und das gleich aus mehreren Gründen:
- Nur einfache Behauptungen (z.B. „die meisten Ausländer sind kriminell“) können eindeutig widerlegt werden. Alles andere sind Interpretationen von Informationen. Und Menschen interpretieren nie ausgewogen.
- Wer entscheidet, wann ein Fakt in den Texten geklärt ist? Und wie gründlich hat dies zu geschehen? Google hat darauf zwar keinen Einfluss, aber wählt die Kontrollorgane aus. Diese erhalten damit sehr viel Macht.
- Google entscheidet nun nicht nur, was wir sehen (Filterblase), sondern auch noch, was wahr ist. Google bestimmt, welche Organisationen vertrauenswürdig sind und verleiht ihnen somit zusätzliche Glaubwürdigkeit.
- Wenn uns ständig jemand vorgibt, was stimmt und was nicht, wird unsere Medienkompetenz noch weiter sinken.
Man kann mir gerne vorwerfen hier „Technopanik“ zu verbreiten. Das mag zwar sein, doch ist bei Google immer grosse Vorsicht geboten. Nicht nur, weil die Jungs aus dem Silicon Valley in einem Verzerrungsfeld leben, sondern weil sie auch noch verdammt viel Macht haben.