„Es gibt auf der Welt nicht nur Berner. Dies muss ich immer wieder mit Erstaunen feststellen. Ja, es gibt sogar so manche, die verstehen kein Berndeutsch. Unglaublich, eigentlich. Man muss sich dies einmal vorstellen: ein Leben ohne Berndeutsch! Dabei ist es ja nicht so schwer. Berndeutsch lernt man in dreiundzwanzig Minuten. Nicht das beste Berndeutsch, das gebe ich zu, aber immerhin öppys.“
Dieser Begrüssungstext springt einem auf der Website www.berndeutsch.be entgegen. Wer weiterliest, wird wie versprochen Schritt für Schritt in den Berner Dialekt eingeführt. Dazu gehört beispielsweise, gewisse Endungen am richtigen Ort abzuschneiden. Das macht man mit der sogenannten „Wegschnayd-Reegel“, die ein „ich habe“ zu einem „i ha“ zurechtstutzt oder ein „gemacht“ zu einem „gmacht“. Weiter wird erklärt, dass man ein „Sp“ durch ein „Schp“ ersetzen soll. Aus „Spass“ wird so „Schpass“, aus „kostbar“ wird „koschtbaar“ etc.
Auch die Betonung wird erklärt:
„Das Berndöytsche ist etwas laaangsaaaamer aals daas Hooochdöööytsche und wiiird schtäärker betOOOnt. Fersuuchen Sy das: IIIIIch SEEEhe ayn SCHÖÖÖnes MÄÄÄdkcheen.“ (Das Berndeutsche ist etwas langsamer als das Hochdeutsche und wird stärker betont. Versuchen Sie das: ‚Ich sehe ein schönes Mädchen.'“)
Und so weiter. Ob man allerdings alle diese Infos in 23 Minuten ins Gedächtnis bekommt, ist eine andere Frage. Lustig ist der Versuch allemal.
„Njusletter abonyere“
Auch sonst ist auf dieser Website alles dem Berndeutschen angepasst. Aus Newsletter wird „Njusletter“ aus E-Mail „Y-Meyl“ und Neuigkeiten werden als „Nöykeyte“ bezeichnet. Die Schreibweise mit dem „Y“ (Igregg, wie ihn die Berner und die Romands nennen), mag zwar etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber da es im Schweizerdeutschen bekanntlich keine Schreibregeln gibt, kann man das vor dem inneren Auge nach eigenem Gusto anpassen.
Leider scheint die Website nicht allzu aktuell zu sein. Ein Eintrag weist darauf hin, dass ab 14. April neue berndeutsche Flirt-Wörter vorgestellt werden. Und der aktuellste Beitrag der gleichnamigen Facebook-Seite stammt vom 1. Dezember 2015. „Häärzig“ und herzerwärmend ist die Website trotzdem. Auch wenn man weiss, dass die Top Level Domain „.be“ zwar vordergründig für den Kanton Bern, aber in Wirklichkeit für Belgien steht.
P.S. Der Betreiber der Website, René Frauchiger, möchte eines Tages ein Berndeutschwörterbuch herausbringen. Ob er seinem Ziel schon näher gekommen ist, will ich noch in Erfahrung bringen.