Drei Amerikanerinnen sitzen im Zug von Bern nach Zürich. Es ist Abend, kurz nach halb acht. Der Tag war heiss und die Luft im Zug ist verbraucht.
Eine der drei scheint sich unwohl zu fühlen. Sie steht immer wieder auf und tigert durch das Abteil, bis sie sich zögernd wieder setzt. Die anderen beiden beachten sie nicht. Sie sind damit beschäftigt, ihre Handyfotos zu vergleichen und den Tag Revue passieren zu lassen.
Nennen wir die beiden Lou und Sue und die Dritte im Bunde Amy.
„Die Luft hier drin ist so dick“, klagt Amy.
Die beiden anderen brauchen einen Moment, bis sie reagieren. „Findest du?“, fragt Lou schliesslich.
„Ja, ich kann kaum atmen“, antwortet Amy.
„Hm“, sagt Sue und widmet sich wieder ihrem Handy. Lou reagiert nicht.
„Also … ich gehe mal schauen, ob es weiter vorne Platz für uns hat. Vielleicht ist die Luft dort besser“, erklärt Amy.
Sue schaut nur kurz auf. „Ok.“ Lou sagt immer noch nichts.
Amy verschwindet für eine ganze Weile. Als sie zurückkommt, wirkt sie erleichtert. „Es hat einen Platz. Wir müssen zwar ein bisschen laufen. Er ist im übernächsten Wagen. Aber es hat dort weniger Leute und die Luft ist besser als hier.“ Sie steht, bereit für den Platzwechsel, und sieht die beiden hoffnungsvoll an.
Lou und Sue tauschen einen Blick. „Also ich fühle mich wohl hier“, verkündet Lou. Sie streckt demonstrativ ihre Beine von sich und sieht Amy herausfordernd an. Sue ist betont eifrig mit ihrem Handy beschäftigt.
Amy setzt sich zögernd. Kurz darauf springt sie wieder auf. „Ich schaue mal noch unten nach. Vielleicht hat es dort Plätze für drei.“
Lou und Sue scheinen erleichtert und widmen sich wieder ihren Schnappschüssen.
Als Amy zurückkommt, wirkt sie geknickt. „Es hat unten keinen Platz für drei, nur Einzelplätze.“
Stille.
„Aber wir wollen doch beieinander sitzen!“
„Hm“, antworten die beiden anderen unisono.
Amy setzt sich wieder. Sie spricht kein Wort und wirkt deprimierter denn je.
„Also ich gehe jetzt runter“, sagt sie auf einmal. Sie steht auf. Bleibt unentschlossen stehen. Die beiden anderen hören sie nicht. Da gibt sich Amy einen Ruck. „Ich gehe jetzt runter. Ich halte es hier nicht mehr aus“, sagt sie lauter.
Lou und Sue blicken auf. „Ok. Wir sehen dich dann am Bahnhof wieder.“ Und wenden sich wieder ihren Handys zu.
Amy taucht bis Zürich nicht mehr auf.