Arg handycapiert

Letzthin im Zug, da war mir ziemlich langweilig. Es war schon stockdunkel draussen, und es gab überhaupt nichts Interessantes zu gucken im Fenster. So sah ich mich nach etwas Lesbarem um im Abteil und fand eine dieser netten, bunten Frauenzeitschriften. Die sind ja nicht durchgängig uninteressant für unsereins, weil es neben all dem aufgeregten Kosmetik- und Modegeplapper ja oft noch so Ratgeber zum Thema Männer gibt. Da kann man fast immer was lernen.

Winslow Homer: The Dinner Horn (Blowing the Horn at Seaside), 1870, via Wiki Commons

Glückliches Mädchen, als der Gebrauch von Kommunikationsmitteln noch nicht gesundheitsgefährdend war. (Winslow Homer: The Dinner Horn (Blowing the Horn at Seaside), 1870, via Wiki Commons)

Aber darum geht es jetzt gar nicht, sondern um einen erschütternden Beitrag einer Barbara Sonnentag und Erkenntnis, dass unsere Damen noch viel stärker durch die Digitalisierung gefährdet sind als gedacht. Rund um den Erdball ringen offensichtlich Orthopäden die Hände, weil ihnen immer mehr weibliche Opfer die Praxen mit einem neuen Krankheitsbild einrennen: dem Handynacken. Medizinisch gesehen handelt es sich dabei um eine Überlastung der oberen Wirbelsäule infolge ständigen Blicks auf das Handy. Menschlich gesehen ist das eine Tragödie, weil so was nicht nur höllisch wehtun, sondern schlimmstenfalls den ganzen Oberkörpers auf Dauer immobilisieren kann. Kurz: Die Betroffenen sind arg handycapiert.

Schöne Kacke, nicht? Jetzt sind die Mädels schon im Büro ständig dieser ungesunden Informatik ausgesetzt, wo sie sich dann laufend Mausarme, gereizte Augen und Kribbelfinger einfangen. Nein, jetzt werden sie auch noch in ihrer Freizeit – von ihrem liebsten Gadget notabene – an Leib und Gesundheit bedroht. Und all das nur, weil ihnen ein paar geldgeile Jungs aus dem Silicon Valley auf Teufel komm raus Designerdrogen wie Facebook, Whatsapp oder Pinterest verdealen.