QuickTime Player und andere schlechte Gewohnheiten

Einige Wochen lang hat uns die Causa FBI vs. Apple medial begleitet. Tim Cook, CEO von Apple und strahlender Held in schillernder Rüstung, stemmte sich mit herkulinischer Kraft gegen die bösen Rechtsverdreher des FBI. Erfolgreich, wie wir ja alle wissen: Das FBI verzichtete auf die gerichtliche Anordnung zu Gunsten einer anderen Methode und bezahlte 1,3 Mio. US-Dollar für einen Hack. Das sind die Stoffe, aus denen Hollywood Heldengeschichten produziert. Cooks erster ganz grosser Auftritt und schon ein Sieg. Gratulation!

Screenshot von der Apple-Website

Auf der deutschsprachigen Website von Apple ist noch kein Wort vom QuickTime-Ende zu finden. Aber hier ist ja auch noch Windows XP aktuell…

Darf endlich gelöscht und vergessen werden
Leider hat dieser gute Eindruck bei mir nicht lange angehalten. Schon bei der nächsten Kleinigkeit hat Apple wieder sein schnoddriges Gesicht präsentiert und gezeigt, wie sie diejenigen Sachen handhaben, die ihre Geschäftsinteressen nur am Rande betreffen: Stichwort QuickTime für Windows. Dieses Software-Relikt aus längst vergangen Zeiten darf jetzt auch gemäss Apple gelöscht und vergessen werden. Nur – wie kam es dazu?

Adobe-Nutzer haben den Schwarzen Peter
Das japanische Sicherheitsunternehmen Trend Micro hatte Apple auf mehrere Sicherheitslücken im QuickTime Player für Windows aufmerksam gemacht. Apple scheint sich dafür nicht bedankt zu haben, sondern reagierte etwa folgendermassen: „Nö, diese Lücken bleiben bestehen. Habt ihr das Memo nicht bekommen? Wir unterstützen den QuickTime Player für Windows nicht mehr. Wieso habt ihr den überhaupt noch installiert?“

Daraus folgt: QuickTime Player auf Windows-Rechnern rausschmeissen. Besser früher als später. Für die meisten Leute ist das kein Problem. Wie es aber  für die Nutzer von Adobe-Produkten aussieht, kann ich nicht sagen. Denen nützt der VLC-Player als Alternative vermutlich wenig.

Alles beim Alten – wie beruhigend
Man verstehe mich nicht falsch. Ich werde dem QuickTime Player nicht eine Sekunde nachweinen. Ich wollte mich schon lange von dieser Plage verabschieden, doch gab es immer wieder Situationen, die mich zu einer Installation zwangen. Das eigentliche Problem ist, wie Apple die Sache handhabt. Programme, die so weit verbreitet sind, sollten mit Ansage aus dem Verkehr gezogen werden. So wie Apple es macht, entsteht nur Unsicherheit, Hektik und Frust. Es gibt aber auch gute Neuigkeiten: Erstens kümmert sich Apple noch immer keinen Dreck um die Allgemeinheit. Und zweitens wird QuickTime Player auf Apple-Geräten weiterhin Updates erhalten… also alles beim Alten. Da weiss man wenigstens, woran man ist.