Mein Internetradio spinnt und deshalb sehe ich mich gerade nach einem neuen um. Das sollte in unserer freien Marktwirtschaft kein Problem sein, möchte man meinen. Aber weit gefehlt – das Angebot ist mickrig. Mir jedenfalls scheint es heute eher kleiner als vor ein paar Jahren noch. Es gibt kaum mehr Geräte, die man nicht auf den ersten Blick als Ramsch abschreiben muss. Es wird gespart, wo es nur geht: am Material, an der Klangqualität, am Design. Offensichtlich ist diese Art von Radio mittlerweile zum Gadget einer geizgeilen Randgruppe verkommen. Dabei: Wie soll man heute bitteschön noch Radio hören, wenn nicht übers Internet? Über UKW ist ja nur dieser Formatradiobrei zu bekommen. Der lässt sich allenfalls zu Beschallung von Bahnhofklos verwenden, aber hören kann ich das pubertäre Gedudel schon lang nicht mehr.
Doch zurück zum Thema. Da finde ich trotz allem ein Radio, das gut aussieht und auch sonst solide wirkt. Ich besuche also den Händler, drücke dran rum und höre hinein. Es klingt so gut, wie es aussieht und fühlt sich auch so an. Doch als ich es umdrehe, fehlt tatsächlich die Buchse für das Netzwerkkabel. Das, klärt mich der Verkäufer auf, brauche heute doch eh kein Mensch mehr. Kein Mensch? Gut, ich hatte schon öfter den Verdacht, ein Ausserirdischer zu sein. Aber auch die haben so Wünsche und Vorstellungen, oder?
Zu meinen gehört jedenfalls, dass Daten in ein Kabel gehören und nicht in die Luft. Dort sind sie sicher aufgehoben, wissen wo’s lang geht, werden nicht gestört und können keinen Schaden anrichten. Glauben Sie jetzt jetzt aber ja nicht, ich gehöre nicht zu den hypersensitiven Zeitgenossen, die schon beim Anblick einer Handyantenne Migräne kriegen. Ich behaupte auch nicht, dass funkende Geräte grundsätzlich des Teufels sind. Aber: Man weiss es einfach nicht, ob und was der Wellensalat in unseren Körpern anrichtet, der täglich auf uns einprasselt. Das werden wir erst in 10, 20 oder 30 Jahren erfahren. So lange dauert es halt, das gross angelegte Strahlenexperiment, an dem wir alle teilnehmen. Bis dahin will ich mich nicht vordrängeln, wenn es darum geht, wer jetzt die grösste Dosis abbekommt. Sie verstehen?