Quo vadis Apple: Cash oder Prinzipien?

Vielleicht haben Sie die Schlagzeile  „Apple soll iPhone hacken“ so oder ähnlich vor ein paar Tagen gelesen. Haben Sie den Artikel dazu ebenfalls gelesen? Nein? Dann ist ja gut. Denn das war wieder einmal ein wunderbares Beispiel, wie man mit vereinfachten Schlagzeilen vom eigentlichen Thema ablenken kann: Apple wurde nicht angewiesen, das besagte iPhone 5c zu hacken, sondern dabei zu helfen, es aufzubrechen. Was nach einer gewöhnlichen Hausdurchsuchung mit Hilfe des Schlüsseldienstes klingt, ist in Wahrheit ein Moment der Wahrheit für die grossen Technologie-Unternehmen aus dem Silicon Valley.

Falltür auf dem Gehweg

Mal schauen, ob aus der Hintertür in Apples Geräten eine Falltür wird.

Präzedenzfall für alle iPhones
Wie kam es dazu? Ein kalifornisches Bezirksgericht entschied letzte Woche, dass Apple mehrere Sicherheitsfunktionen eines iPhones 5c deaktivieren soll. Das war das Telefon eines der Attentäter von San Bernardino. Diese Entschärfungen sollen dem FBI ermöglichen einen Brute Force Angriff durchzuführen. Die ablehnende Reaktion von Tim Cook, CEO von Apple, kam postwendend: Dieses Urteil sei mit dem Einbau einer Hintertür in das Betriebsystem aller iPhones gleichzusetzen. Dieses eine Telefon zu manipulieren bedeute ein Risiko für alle Kunden von Apple.

Offene Fragen über ungesicherte Vermutungen
Ob er damit recht hat oder nicht, bleibt Gegenstand von Diskussionen. Diese kranken daran, dass die Details noch nicht bekannt sind: Wie würde die Software für die Deaktivierung gehandhabt, wer hätte wie darauf Zugriff? Auch über die Notwendigkeit/Nützlichkeit dieses offiziellen „Hacks“ kann nur hinlänglich spekuliert werden: Was bringt das Ganze? Welche Informationen glaubt das FBI überhaupt noch bekommen zu können? Das sind lauter offene Fragen. Da nützt es auch nichts, wenn sich Querschläger wie Michael Hayden, Ex-CIA und Ex-NSA-Chef, zu Wort melden, um ein eigenes Süppchen gegen das FBI zu kochen.

Apple als Beschützer der elektronisch Verfolgten
Cook hat sich die letzte Woche wahrscheinlich anders vorgestellt. Mit der Behauptung, die eigenen Geräte seien so  gut gesichert, dass auch Apple nichts bei der Entschlüsselung der Daten tun könne, wollte er wahrscheinlich das ständige Betteln der Sicherheitsbehörden um technische Hilfe abwürgen. Schliesslich versucht Apple seit einiger Zeit, sich als Hüter der Privatsphäre einen Namen zu machen. Vielleicht wurde gerade deswegen Apple mit dieser Klage bedacht. Schliesslich ist es immer von Vorteil das stärkste Tier im Rudel niederzuringen.

Kohle oder Prinzipien?
Apple wird das Urteil durch die Instanzen ziehen. Mal schauen, ob sich die Jungs aus Cupertino aus der Nummer wieder befreien können. Auf jeden Fall ist jetzt schon klar, dass das iPhone nicht so sicher ist, wie Apple immer wieder behauptet. Ausserdem scharren auch andere Regierungen voller Vorfreude schon mit den Hufen. Sie sind jetzt schon dabei, die gleichen Gerichtsurteile niederzuschreiben. Und letztlich wird der Moment der Entscheidung für Apple kommen: Der Schutz der Privatsphäre der Kunden vs. das Verbleiben in bestimmten Märkten.