Von eigenen Sachen und schwelenden Konfliktherden

Ich hole jetzt gerne nach, was eigentlich vor einer Woche schon hätte getan werden müssen: Ich begrüsse aufs Freundlichste unsere neue Mitstreiterin Janine Aegerter!

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Hurra, Frau an Bord! (Schackmonster von Silje Bergum Kinsten via Wiki Commons)

Nachdem wir uns als Altherrenduo nun eineinhalb Jahre durch die digitale Wildnis geschrieben und gekalauert haben, ist das schon ein ausserordentliches Ereignis. Weil: Erstens fühlen wir uns nun nicht mehr gar so alleine in den dunklen, beklemmenden Niederungen des Bloggerreichs. Zweitens schreiten wir nun noch kompetenter in die Zukunft, weil Janine wirklich weiss, was sie meint, wenn sie über Digitales schreibt. Drittens gewinnen wir mit ihr an Sozialkompetenz und Optimismus.
Ihre ersten Spuren hat sie jedenfalls schon hinterlassen, im Blog wie im Team. An den Redaktionskonferenzen beispielsweise wird (pro Kopf) nun deutlich weniger Alkohol konsumiert. Wir üben uns in gendergerechtem Verhalten und kommunizieren Unternehmenskritisches neuerdings über Threema:
Janine: Stimmt dieser Satz? „Dieser zuckt nicht einmal mit der Wimper, zieht sein Android-Handy hervor und scannt via NFC lässig die kreditkartengrosse Fahrkarte, der Stolz der SBB und die Zukunft aller Zugreisenden.“ Irgendwie klingt er komisch, finde ich.
Filip: Jep, ein Fallfehler. Ausser, du hättest da einen Gedankenstrich eingefügt. Für solche Fragen ist die Sprachpolizei besser. Ich bin da mehr der intuitive Typ, korrigiere dann, wenn es auffällig klingt…
Janine: Ok *grins*, danke!
Ich: Auch wenn ich bei Filip ein leichtes Frotzeln in meine Richtung herauszuhören glaube: Das mit dem Gedankenstrich klingt vernünftig.
Filip: Was heisst hier frotzeln? Ich beantrage für René eine Sprachpolizeimarke, zur Stärkung seiner Autorität. Aus welchem Budget finanzieren wir das?
Ich: Ich sag’s ja: Wer sich heute für eine anständige Ausdrucksweise im Netz einsetzt, wird auch noch verhöhnt.
Janine: Ich lasse den Gedankenstrich doch lieber weg.
Filip: Ich bin erschüttert!
Janine: Sollten wir mal über schwelende Konfliktherde reden? Ich stelle mich gern als Mediator zur Verfügung.
Ich: Mediatorin, heisst das bitteschön! Und Konfliktherde gibt’s hier nicht, nur vernachlässigte Satzzeichen.
Filip: Ich freue mich schon auf die Workshops. Baue doch bitte Bongos und Triangel ein. Da stehe ich drauf. @René: Steh doch zu unseren Problemen!
Ich: (stumm, weil in einer Sitzung)
Janine: Bongos und Triangel – klingt schauderhaft nach „hebsch mi, gschpürsch mi“.
Filip: ÖFFNE DICH!