Begehung allerlei groben Unfugs

„Eine Selfie-Stange (auch Selfie-Stick oder Selfie-Stab) ist eine zumeist teleskopierbare Stange, die als Armverlängerung für den Fotografen dient. Wesentlicher Verwendungszweck ist das Sich-selbst-Fotografieren mit einer richtungsjustierbaren Kamera am dem Handgriff gegenüberliegenden Ende, insbesondere einem Smartphone, also das Erstellen eines sogenannten Selfies.“ Alles klar? So steht’s jedenfalls in Wikipedia aber so richtig elegant scheint mir das dann doch nicht formuliert zu sein.

Selfie,_Louvre,_Paris_12_June_2015-690

„Selfie, Louvre, Paris 12 June 2015“ von Douglas O’Brien from Canada über Wikimedia Commons

Was soll’s! Dieser Zauberstab ist ein Renner und gehört in den Fundus jedes ambitionierten Egomanen. Er ist so ab 30 Franken zu haben, in verschiedenen Materialien und Farben versteht sich. So ermöglicht er nun „den perfekten Schnappschuss. Von oben, unten und von vorne. Tolle Winkel – tolle Bilder!“ Es gibt welche mit einer Fernbedienung, die 10 m weit reichen soll – wofür, erschliesst sich zwar nicht, aber gut zu wissen. Es gibt solche mit extra weich gepolstertem Smartphone-Halter, der das gute Stück vor Kratzern schützt.

In der freien Wildbahn indes macht sich nicht nur zum Affen, wer damit hantiert, sondern gefährdet auch noch seine Umgebung und sich selbst. Im Tram steht er meist quer und neigt dazu, ins Auge zu gehen. In Museen zerschrammt er mit Vorliebe Expressionisten. Im öffentlichen Raum lässt er seine Eigentümer rückwärts vors heranrasende Auto stolpern. Auf Brücken nötigt er sie, sich noch einen Tick weiter übers Geländer zu lehnen. Im Fussballstadium wird er flugs zum Schlag-Stick. Im Urlaub verursacht er Beziehungskrisen, wenn vergessen, und ganz generell begünstigt er die Begehung allerlei groben Unfugs.

Im Römer Kolosseum ist er deshalb verboten. Das hat zwei amerikanische Reisende nun allerdings nicht daran gehindert, a) ihre Namen in eine der antiken Wände zu ritzen und sich b) anschliessend mit dem Selfie-Stick damit abzulichten. Verhaftet worden sollen sie sein – recht so.