Zu Gast im Waldviertel – das liegt so um die 100 km westlich von Wien und vielleicht 25 km südlich der tschechischen Grenze. Hier schrumpft die Bevölkerung grad so schnell wie die Waldfläche wächst. Hier lebt sich‘s in Zeitlupe, schläft sich’s viel und gut. Eigentlich optimale Bedingungen, um die geschätzte Leserschaft mit extralangen, elaborierten Posts zu beglücken. Doch, auch das weltweite Netz sickert gar behäbig durch die Leitungen, das Hantieren im Frontend gleicht dem Rühren in Teertöpfen. So will ich es trotzdem kurz halten mit dem Bloggen.
Ich sitze also in einer dieser schwach belegten Dorfkneipen, trinke Tee, nasche Mohnzelten und arbeite mich durch die Zeitungen der letzten Woche. Da fällt mir die hübsche, kleine Geschichte auf, von einer leseschwachen Mutter und ihrem schreibeschwachen Sohn. Es soll sich in Bremen kürzlich folgendes zugetragen haben: Mutti (53) ruft panisch nach der Polizei: Ihr (pubertierender?) Sohn habe aus dem Kino die SMS geschrieben: „Hol mich bitte sofort ab, ich werde umgebracht.“ Die versammelten Sicherheitskräfte rasen – lalü, lalü! – prompt hin, umstellten das Kino, sperren grossräumig ab, lassen alle Säle räumen. Doch dort findet sich weder Sohn noch Leiche, weder Blut noch Täter. Der Einsatzleiter guckt auf Muttis Handy nach und findet dort verblüfft: „Musst mich nicht abholen. Werde rumgebracht.“
Was lernen wir daraus? Rumbringen ≠ Heimbringen ≠ Umbringen! Und: Augen auf bei der Kommunikationsmittel-Wahl! Denn: Zwei Sätze zu schreiben kann die Jugend von heute überfordern und zwei Sätze im Kontext zu begreifen ist auch nicht mehr allen Eltern zuzumuten. Aber hierfür gibt es gottlob soziale Tummelplätze en masse. Dort ersetzt man fröhlich tausend verbiesterte Wörter durch bunte Bildchen und alles wird gut.