Wie viele Male hab ich mir schon an den Kopf geschlagen, nachdem ich ein E-Mail verschickt habe. „Das hättest Du anders schreiben sollen!“ denke ich mir dann. Oder ich hab grad noch einen Schreibfehler beim Klick entdeckt. Kennen Sie das auch? Oder jedes Mal, wenn Frau Müller den neuesten Tratsch über Herrn Maier erzählt und sich darüber aufregt, die wievielte Sekretärin Herr Müller schon flach gelegt hat. Später überkommt sie dann das schlechte Gewissen. Sie denkt sich dann, dass die es mit ihrem weiten Dekolleté sowieso nicht anders verdient hat…
Kommt drauf an, wer fragt
Da wäre es doch nett, wenn man das Verschicken von E-Mails rückgängig machen könnte. Das kann man auch. Naja – zumindest theoretisch. Wenn Sie auf diesen Service zurückgreifen wollen, müssen sie einfach ein multinationales Unternehmen mit einem Umsatz von Zillionen US-Dollar sein und eine Bonus-hungrige Rechtsabteilung unterhalten. Ja, dann geht das schon.
Telenovela aus Mountain View
In dieser neuen Folge der tragischen Schmierenkomödie mit dem Titel „Du wirst nicht erraten, wem die Katzenbilder auf dem Server Deines E-Mail-Providers gehören“ (um es mit eine Buzzfeed-Schlagzeile zu sagen) waren die Protagonisten der Finanzdienstleister Goldmann Sachs und der übliche Verdächtige Google. Die Details, so weit bekannt, hat die Chicago Tribune veröffentlicht. Ein Mitarbeiter („outside contractor“ – was immer das auch heissen mag) hat per Gmail heikle Kundendaten an eine falsche Adresse verschickt. Goldmann Sachs hat dann Google gebeten das E-Mail zu löschen, ohne Zustimmung des Konto-Inhabers, damit die Bank keinen Bruch des Datenschutzes begeht. Google, so nett wie die Jungs halt sind, ist diesem Begehren in der Art nachgekommen, dass das betreffende Konto eingefrohren wurde, damit die Daten nicht weiterverbreitet werden können. Da sich der Besitzer des E-Mail-Kontos nicht gemeldet habe, liegt die Sache immer noch vor Gericht.
Ein weiterer „Jumping the shark“-Moment
Wie auch immer. Die Details sind irgendwie völlig belanglos. Ich hoffe nur, dass bald auch dem letzten unter uns langsam ein Licht aufgeht und er langsam anfängt, sich die richtigen Fragen zu stellen: Wem gehören eigentlich die Daten, die ich per E-Mail verschicke? Sowohl auf der eigenen, als auch auf der Empfänger-Seite. Mich erinnert die Situation jedenfalls an einen Ausdruck aus dem Fernseh-Business: „Jumping the shark“ Dabei geht es darum, dass eine Fernsehserie, die an Aufmerksamkeit verliert, mit ausgewöhnlichen oder absurden Aktionen versucht die Zuschauer vom Wegzappen abzuhalten. Nach mittlerweile einigen solchen Momenten wünschte ich mir auch, dass wir nun langsam diese Telenovela in den Ruhestand schicken. Der Deal Services mit Daten und Privatsphäre zu bezahlen hat die Schmerzgrenze erreicht.