
Pest oder Cholera oder beides? Konkurrenz belebt in jeden Fall. (Unbekannter Künstler, Wiki Commons)
Nun will also Amazon eine eigene Werbeplattform aufmachen. Davon verspreche man sich nicht nur noch mehr Umsatz, sondern auch endlich mehr Gewinn und vor allen die Hoheit über die eigenen Kundendaten. Bis jetzt wurden die nämlich von Google verarbeitet und in Form von personalisierter Werbung wieder auf die Seiten von Amazon zurückgespeist.
Langfristig geht es aber offensichtlich nicht nur darum, Google im eigenen Shop loszuwerden, sondern sich als alternativer Kanal für Werbung im Netz anzudienen. Das hiesse dann: Google bekäme ernstzunehmende Konkurrenz. So etwas klingt heutzutage immer gut und vermag zunächst einmal all die Freunde freier Märkte zu begeistern – schon nur aus ideologischen Gründen. Toll finden es bestimmt auch die Werbevermarkter – also, die, die dafür sorgen, dass uns die Werbung im Web nie ausgeht. Und weil sie gemeinhin noch immer glauben, Konkurrenz mache alles billiger, werden auch jene applaudieren, die die Werbung letztlich bezahlen – die Hersteller und der Handel.
„Endlich mal einer, der es Google zeigt!“, müsste man selbst als besorgter Betrachter der Gegenwart jetzt eigentlich jubeln. Doch richtig froh macht mich so ein neuer Werbekanal nun auch wieder nicht. Erstens ist nicht anzunehmen, dass die Werbung dadurch weniger wird. Zweitens und aus historischer Sicht frage ich mich, ob es die Menscheit wirklich weitergebracht hat, als ihr der liebe Gott oder wer auch immer nach der Pest auch noch die Cholera zur Seite stellte.