Ein weiser Mann hat mal gesagt: „Seit wann können die vom Wetterdienst das Wetter vorhersagen, geschweige denn die Zukunft?“ Kennen Sie den Satz? Er stammt vom leicht klischeehaft verschrobenen Wissenschaftler Doc Brown aus der Filmreihe „Zurück in die Zukunft“. Sie können sich den Satz ruhig merken. Er ist in einer Diskussion zum Thema Big Data immer gut brauchbar. Sie machen sich aber unter Umständen bei ihrem Gegenüber damit nicht beliebt, denn er wirft die Verheissungen von Big Data einfach mal so komplett über den Haufen.
Neue Daten – neues Glück
Big Data wird schon seit einiger Zeit als DAS bestimmende Phänomen der Zukunft herumgereicht. Konkret lautet die Versprechung: Durch die genaue Analyse von ganz ganz vielen Daten werden wir die Welt viel viel besser verstehen. Vorhandene Probleme können damit gelöst oder manche erst gar nicht zugelassen werden. Wenn man das PR-Gedudel abzieht ist es im Grunde genommen also nichts Neues. Das macht die Wissenschaft schon seit immer. Der Unterschied zu früher ist, es fallen heute durch die weitverbreitete Nutzung von Informatik mehr Daten ab. Und was ändert das wirklich? Meiner Meinung nach recht wenig. Mehr Daten zu besitzen bedeutet mehr Chancen die richtigen Daten zu haben, aber auch eine höhere Wahrscheinlichkeit nicht die wichtigen zu finden. So einfach ist das. (Abgesehen davon könnte man sehr wohl darüber streiten, ob denn diese Daten das abbilden, was wir beobachten wollen. Aber dieses wissenschaftstheoretische Fass mache ich jetzt mal nicht auf.)
Leckerbissen für die PR-Abteilung
Das mögliche zukünftige Potenzial von Big Data ist zwar nicht von der Hand zu weisen. Big Data ist momentan aber nicht mehr als eine Versprechung. Hört man gewissen Leuten zu, muss man eher von Verheissung sprechen: Ein hochgestecktes Ziel (z.B. Vorerkennung von ansteckenden Krankheiten durch die Beobachtung von Twitter) nach dem anderen verklingt im digitalen Äther. Mit ihnen die aufgeblasenen Worthülsen der Verkaufsabteilung, um an das Geld anderer Leute zu kommen. Der Rubel muss schliesslich rollen…
Der autohypnotische Blick in die Server-Glaskugel
Mir scheint es doch eine recht abenteuerliche Vorstellung zu glauben, dass mit einem (statistischen) Blick zurück in die Vergangenheit, denn Daten sind immer veraltet, die ungeschriebene und unklare Zukunft vorausgesagt werden könnte. Und nichts weniger wird uns heute Versprochen. Das ist nicht möglich. Auch Verhalten ändert sich. Wir können natürlich so lange in die Server-Glaskugel starren bis sich die Prophezeiung auch selbst erfüllt. Nicht nur Amazon arbeitet kräftig daran: Amazon will Pakete ohne Bestellung verschicken. Wenn uns Amazon dann noch wissen lässt, dass das noch nicht bestellte Paket schon da ist, dann sind wir definitiv in der neuen wunderbaren Welt angekommen.
Juhee!